Seit Juli 2015 veröffentlicht die überregionale Klavierstimmerei Praeludio® an dieser Stelle Hörbeispiele von Kundenstimmungen aus dem Landkreis Kitzingen. Die Audiodateien sind ausgelagert. Wenn Sie auf ein Hörbeispiel klicken, öffnet sich als neue Seite hearthis.at/praeludio
Sie hören die Aufnahmen eines Klaviers von Seiler, Modell 122, Baujahr circa 1993. Das ist somit ein Instrument aus der Zeit, als man bei Seiler noch selbst über die weitere Entwicklung bestimmen konnte.
Bei der verstimmten Aufnahme hört man vor allem im oberen Diskant, dass die Töne zu tief gestimmt erscheinen. Das Klavier wurde somit nicht gespreizt gestimmt. Das Thema der Spreizung ist ein Sonderfall der Stimmung, der nur beim Klavier auftritt. Nicht jedem Stimmer ist der konkrete Zusammenhang klar und daher sind auch nicht alle Klavierstimmer in der Lage, das Klavier entsprechend zu stimmen. Vergleicht man die Aufnahme der verstimmten mit der gestimmten Version, so fällt aufgrund der gleichen Tonhöhe vor allem der Unterschied im oberen Diskant auf. Eine Klavierstimmung ohne Spreizung wirkt auf einen melancholisch. Sie zieht einen runter, wenn man eh schon schlecht drauf ist. Umgekehrt wirkt eine gespreizte Klavierstimmung erhebend, sie baut einen auf, zieht einen aus dem Tal der Tränen, falls man sich vor dem Klavier spielen vorher dort befunden hat.
Bei der gestimmten Version fällt darüber hinaus auf, dass manche Töne auszufallen scheinen oder nur sehr zart erklingen. Woran liegt das? Macht der Klavierspieler gerade einen Fehler, der hier dokumentiert wird? Oder funktioniert die Klaviermechanik des noch gar nicht so alten Klaviers der Kategorie Made in Germany nicht richtig? Nein, alles ist korrekt. Einzig die Spielart dieses Instruments ist recht schwer. Das kann man positiv als Finger-Kraft-Training bei technischen Übungen interpretieren. Aber wenn es darum geht, ausdrucksstark da gefühlvoll Klavier zu spielen, dann ist eine derartige Mechanikeinstellung zumindest gewöhnungsbedürftig. In der Regel wird der Klavierspieler aufgrund der technischen Einstellungen zu einem schnellen und kraftvollen Spiel verführt, anstatt den Spielraum der musikalischen Emotionen auch im Bereich der leisen Töne ausschöpfen zu können. Für Klavierkäufer ist das wichtig zu wissen: Das Leisespiel ist das Mehrwert-Kriterium des Spielwerks des Pianos. Laut können nämlich alles Klaviere und Flügel spielen. Aber leise gelingt nur auf einer gut eingestellten Klavier- bzw. Flügelmechanik!
Der Besitzer dieses Klaviers ist ein geübter Autodidakt. Das heißt, er hat sich schon mehrere Instrumente selbst beigebracht. Nun hat er als Rentner mehr Zeit und sich als neues Ziel vorgenommen, das Klavier spielen zu lernen. Als Anleitung nutzt der die Berühmte Elemtar Klavierschule von R. Wohlfahrt, die es von Band 1 - 5 als Komplettangebot für 33,20 Euro unter diesem Link bei Alle-Noten.de heute immer noch zu bestellen gibt.
Klavier von Seiler, Modell 122, offen. Man sieht die reich verzierte Gussplatte.
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